Basiswissen Leitmedienwechsel

Wir befinden uns mitten in einem Leitmedienwechsel. Der Weg führt vom gedruckten Buch hin zu digitalen Lernumgebungen. Mit weitreichenden Folgen für alle Bildungsakteure.
Veröffentlicht am 2. September 2021

Die Welt der Lernmedien hat sich in den vergangenen Jahren massiv verändert. Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung vom traditionellen Buchformat über digitale Zusatzmaterialien hin zu rein digitalen Lehrmitteln. Die vierte Stufe entfernt sich vom klassischen Ansatz einer Mediensammlung hin zu einer offenen, vernetzten Lernwelt.

Das gesamte Internet als Lernmedium?

Heute finden sich im Unterrichtsalltag alle Stufen dieser Entwicklung. Jede Stufe hat ihre Berechtigung und wird uns auch noch länger erhalten bleiben. Für Publisher – und eigentlich für alle Bildungsakteure – ist diese immense Bandbreite an Angeboten und Ansprüchen eine gewaltige Herausforderung.

Die Grafiken wurde von Renate Salzmann gezeichnet und stammt aus dem Bericht «Lehrmittel in einer digitalen Welt» von Beat Döbeli Honegger, Michael Hielscher und Werner Hartmann (www.ilz.ch/bericht)

Die gezeigte Entwicklung ist tiefgreifender, als man zunächst denkt, denn es handelt sich in Wirklichkeit um nichts Geringeres als einen Leitmedienwechsel.

Was ist ein Leitmedium?

Gemäss Duden bezeichnet das Leitmedium das «zentrale, führende Medium».

Für den Unterricht ist das Leitmedium absolut zentral. Es begleitet über einen längeren Zeitraum beim Lernen und sorgt dafür, dass die Ziele und Inhalte des Lernens den fachlichen und methodischen Standards entsprechen. Die Grundlage eines Leitmediums ist meist ein Curriculum, das Kompetenzen und Lernziele definiert.

Das Leitmedium ist damit das Herzstück des Unterrichts –auch wenn viele zu Recht sagen, dass das Herz des Unterrichts die beteiligten Menschen sind. Wir als Publisher haben natürlich die Lerninhalte im Fokus, die den Lernprozess begleiten.

Leitmedium Buch

Lange galt das Schulbuch als klassisches und einziges Leitmedium. Somit haben Lehrmittelverlage ihre Produktions- und Kontrollprozesse darauf ausgerichtet, qualitätsvolle Inhalte in Schulbüchern zu publizieren. Ein hochwertiges Schulbuch mag auch heute noch zu begeistern (und das wird auch lange so bleiben), aber es hat leider mehrere Nachteile:

  • Man muss immer das ganze Buch dabeihaben.
  • Das Buch ist unveränderbar (oder nur mit viel Aufwand, sprich kostenintensiven Neuauflagen).
  • Ein Buch kann keine multimedialen oder digitalen Inhalte aufnehmen.
  • Ein Buch veraltet schnell, besonders in der heutigen agilen Informations- und Wissensgesellschaft.
  • Ein Buch ist für alle gleich. Dies im Gegensatz zum heutigen Verständnis, dass Bildung etwas sehr Individuelles ist.

Digitale Leitmedien

Digitale Leitmedien können hier Abhilfe schaffen, indem sie die grundlegenden Lernmedien dynamischer bündeln, ordnen und zur Verfügung stellen. Die einfachste Form eines digitalen Leitmediums ist eine einfache Webseite mit einer Linksammlung. Sie gibt den roten Faden vor und sorgt dafür, dass nichts vergessen geht. Die Inhalte und Medien selbst können dabei an beliebiger Stelle liegen, in welcher medialen Form auch immer. Wichtig ist, dass das Leitmedium den Weg zu allen relevanten Lernmedien weist.

Eine etwas erweiterte Form eines digitalen Leitmediums ist eine Sammlung von digitalen Lernpfaden, die je nach Lernziel und Typ des Lernenden durch den Lernprozess führen. Mit verschiedenen Lernpfaden wird der Lernprozess persönlicher und individueller.

Ein Lernpfad zur Erstellung eines Lernfilms aus der Bibliothek von lernpfad.ch

Aufwändigere Umsetzungen von digitalen Leitmedien sind Learning Management Systeme (LMS), in denen ganze Lernumgebungen angeboten werden. Beim Einsatz eines LMS wie MoodleOpenOlat oder Docebo geht es meist nicht nur darum, Lernpfade anzubieten. Vielmehr werden auch administrative Aspekte im LMS geregelt. Es werden digitale Lernwerkzeuge angeboten. Grösstenteils findet auch die gesamte Kommunikation während des Lernprozesses im LMS statt.

Verschiedene Perspektiven

In den kommenden Blogbeiträgen werden wir die Herausforderungen dieses Leitmedienwechsels – oder sagen wir doch dieser Leitmedienvielfalt – aus verschiedenen Perspektiven beleuchten.

Zum Einsteigen: Basiswissen Leitmedienwechsel