Leitmedienwechsel –
Sicht der Lehrenden

Wir befinden uns mitten in einem Leitmedienwechsel. Der Weg führt vom gedruckten Buch hin zu digitalen Lernumgebungen. Was bedeutet das für die Lehrenden?
Veröffentlicht am 21. Oktober 2021

In diesem Beitrag schauen wir uns an, welche Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen der Leitmedienwechsel für die Lehrenden hat. Wie gestaltet sich für sie das Unterrichten mit digitalen Medien und welche Rolle nehmen sie ein?

Zunächst einmal können Lehrpersonen von den gleichen Vorteilen profitieren, die auch Lernende erfahren: Multimedia, Interaktion und eine grössere Auswahl an Formen und Kanälen. Digitale Lernmedien funktionieren komplett anders als das starre Buch aus Text und Bild: Da kann man editieren, interagieren, gestalten, ergänzen, weglassen. Und man kann digitale Medien und Werkzeuge nutzen, um die Lernenden selbst Neues machen zu lassen. So entstehen Lernspuren, Lernprodukte.

Lehrperson als Coach

In digitalen Lernlandschaften können Lehrende ihre neue Funktion – nämlich als Coach – viel einfacher und individueller wahrnehmen. Sie stellen Lernpfade zur Verfügung und laden die Lernenden ein, diese Lernpfade zu verfolgen. Interessant kann es sein, wenn Lernende ihre Lernpfade selbst gestalten und die Lehrpersonen mitgehen.

Und: Lehrpersonen müssen den Anspruch abgeben, alle Lernenden über den gleichen Lernpfad zu schicken. Sie müssen akzeptieren, dass Lernende sich selbst organisieren und erst um Rat fragen, wenn sie feststecken oder eine neue Perspektive benötigen. 

Digitale Lernmedien bieten neue Chancen für die Zusammenarbeit zwischen Lernenden und Lehrenden. Vielleicht gar für einen zeitweiligen Rollentausch.

Learning Analytics

Learning Analytics werden noch zu wenig beachtet – das ist verwunderlich, denn sie sind einer der zentralen Vorteile von digitalen Medien: Sie enthalten automatisch das Potenzial, vermessen zu werden. Etwas, was bei einem gedruckten Buch schlicht nicht möglich ist.

Haben die Lernenden einen bestimmten Text gelesen, eine bestimmte Lerneinheit bearbeitet, bestimmte Fragen beantwortet? Wie lange haben sie dafür gebraucht? Von wo, auf welchem Gerät, zu welchem Zeitpunkt haben sie gelernt? Wo ging Aufmerksamkeit verloren, wo hat ein Inhalt Reaktionen provoziert in Form von eigenen Notizen oder Recherche-Links? 

Diese und andere Faktoren lassen sich in digitalen Medien messen. Die daraus resultierenden Daten können – innerhalb der geltenden Regeln des Datenschutzes – genutzt werden, um das Coaching durch die Lehrperson zu verbessern und passender zu gestalten.

Was braucht es also?

Der Leitmedienwechsel vom gedruckten Buch zu digitalen Lernmedien bietet Lehrenden zahlreiche Möglichkeiten, aber auch neue Herausforderungen. Bislang liefern Bücher die «Sicherheit» im Unterricht das Richtige zu tun, nämlich das, was im Curriculum gefordert ist. Offene Lernpfade und digitale Medien sind flüchtiger, schwerer fassbar, unübersichtlicher – dafür aber zielgerichteter, vielfältiger und in manchen Lernphasen effizienter.

Es braucht also etwas Mut, die neue Rolle als Coach zu akzeptieren und zu gestalten, sowie Offenheit und Neugierde, was digitale Medien für Möglichkeiten bieten. Viele Lehrende, die sich aber auf den Leitmedienwechsel einlassen, wollen nicht mehr zurück und werden ihre neue Rolle dank digitaler Lernmedien voll ausschöpfen können. 

Verschiedene Perspektiven

In den kommenden Blogbeiträgen werden wir die Herausforderungen dieses Leitmedienwechsels – oder sagen wir doch dieser Leitmedienvielfalt – aus verschiedenen Perspektiven beleuchten.

Zum Einsteigen: Basiswissen Leitmedienwechsel