Leitmedienwechsel –
Sicht der Publisher

Der Leitmedienwechsel bei Lernmedien bringt für Publisher Aufwand, dafür aber viele Chancen. Er ist die ideale Gelegenheit, um Content zukunftsfähig zu machen.
Veröffentlicht am 22. Dezember 2021

In diesem Beitrag schauen wir uns an, welche Auswirkungen der Leitmedienwechsel für die Publizierenden hat. Was sind ihre Herausforderungen beim Entwickeln von digitalen Lernmedien.

Während der Leitmedienwechsel für Lernende und Lehrende vorwiegend eine andere Lern- und Lehrorganisation bedeutet, stehen Publisher beim Leitmedienwechsel auch vor strategischen, organisatorischen und technischen Herausforderungen. Wenn nicht mehr das gedruckte Buch, sondern digitale Plattformen die Lerninhalte darreichen, dann stellt sich eine Grundsatzfrage: 

Wie bringen wir die über Jahre erfolgreichen Buchinhalte in eine zielgerechte, digitale Form?

Büchse der Pandora?

An dieser einen Grundsatzfrage hängen eine ganze Reihe von weiteren Fragen.

  • Was heisst «zielgerecht»? Wie werden meine Inhalte im Unterricht und beim Lernen eigentlich gebraucht? Wann, wo, zu welchem Zweck?
  • Welches sind unsere Zielgruppen? Fallen bekannte Zielgruppen weg, kommen neue hinzu? Funktionieren sie gleich wie beim Buch?
  • Was genau heisst «digital»? Auf welchen Geräten und in welchem Format müssen Inhalte vorliegen? Lassen sich gedruckte Inhalte in die gewünschten Formate bringen?
  • Wie sieht Content aus, der nicht mehr im gedruckten Buch, sondern am Bildschirm konsumiert wird? Wie kann ein Doppelseitenlayout in ein responsives Layout umgewandelt werden?
  • Wie sieht die Distributionskette aus? Wie können wir den Verkauf kontrollieren? Wie erhalten wir Payback für unsere Inhalte?
  • Gelangen die Inhalte direkt zum Lernenden oder werden sie über eine (Lern-)Plattform verteilt? Wer baut und betreibt diese Plattform?
  • Wie können wir die Rechte an den Inhalten schützen? Haben wir überhaupt das Recht, den Inhalt in anderer Form als in einem Buch zu nutzen?

Kurz gesagt: Was für die Lehrenden und Lernenden gut ist, bedeutet für Publisher ein Umdenken und in einem ersten Schritt auch Aufwand. Langfristig wird der Content aber besser. Da der Inhalt der eigentliche Business-Value eines Verlags ist, macht eine sorgfältige und stufenweise Konvertierung der Inhalte strategisch sicher Sinn.

Agiles Vorgehen

Agile Prototypen können auch erstellt werden, während das traditionelle Tagesgeschäft weiterläuft.

Wir empfehlen, den Fokus zuerst auf Chancen zu legen. Alle Herausforderungen gleichzeitig angehen zu wollen, ist schlichtweg utopisch. Sinnvoller ist es, mit Kund:innen zusammen nach jenen QuickWins zu suchen: grosser Impact, im Aufwand aber abgrenzbar.

Das lässt sich mit einer einfachen Priorisierungsmatrix machen: Publisher sammeln mit Kunden zusammen Produkt- und Prozessideen und verorten diese in einer Matrix zwischen Aufwand und Ertrag. Mit vier Sektoren lässt sich danach gemeinsam festlegen, welche Ideen man weiterverfolgt. Die QuickWins finden sich oben links und optimalerweise stehen dort drei bis vier erste Ideen.

Aus diesen Ideen gilt es, so schnell wie möglich funktionierende Prototoypen zu formen und mit den Kunden zu testen. Hat man ein definitives neues Lernmedienprodukt gefunden, kann man die Publishing-Workflows fixieren, dokumentieren und skalieren. Wird ein erstes neues Produkt zum Erfolg, ist die Basis für weitere Erfolgsgeschichten gelegt und zudem verkürzt sich die Time-to-market der nächsten neuen Produkte.

Verschiedene Perspektiven

In den kommenden Blogbeiträgen werden wir die Herausforderungen dieses Leitmedienwechsels – oder sagen wir doch dieser Leitmedienvielfalt – aus verschiedenen Perspektiven beleuchten.

Zum Einsteigen: Basiswissen Leitmedienwechsel